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Mitgliederbefragung zur Wartezeit (nach der Psychotherapie-Richtlinien Reform 2017)

DPtV-Umfrage

Thema

Wissenschaft & Forschung

Art

Umfrage

Datum

03.12.2018

Die psychotherapeutische Versorgungssituation in Deutschland hat sich infolge der Reform der Psychotherapie-Richtlinie 2017 zwar verändert, jedoch bleibt das Problem langer Wartezeiten auf eine Richtlinienpsychotherapie in Regionen mit geringer Psychotherapeutendichte weiter bestehen.

An der vorliegenden Umfrage beteiligten sich 3018 Psychologische Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Bei gleichbleibenden Behandlungskapazitäten der Psychotherapeuten hat durch die neuen Behandlungselemente Psychotherapeutische Sprechstunde und Psychotherapeutische Akutbehandlung jedoch eine Ausdifferenzierung der Versorgung stattgefunden. Bei nur leicht steigender Patientennachfrage führen die psychotherapeutischen Praxen der DPtV-Mitglieder seit der Richtlinienreform deutlich zeitnaher und häufiger psychotherapeutische Erstgespräche durch. Gleichzeitig wird die psychotherapeutische Behandlung differenzierter und einer größeren Anzahl von Patienten angeboten. Die Psychotherapeutische Akutbehandlung findet ohne relevante Wartezeit nach dem Erstgespräch statt. Dies beides hat zur Folge, dass sich die Wartezeit auf den Beginn der Richtlinienpsychotherapie im Vergleich zu 2017 verlängert hat.

Es lässt sich ebenfalls empirisch nachweisen, dass die Wartezeiten auf eine psychotherapeutische Behandlung länger sind, je mehr Einwohner auf einen Psychotherapeuten kommen, also je geringer die Versorgungsdichte ist.

Die niedergelassenen Psychotherapeuten in Deutschland sind mit ihrer Umsetzung der neuen Regelungen durch die Richtlinienreform in Vorleistung getreten. Es haben strukturelle Veränderungen innerhalb der insgesamt unverändert gebliebenen Behandlungskapazitäten stattgefunden. Die Problematik der regionalen Versorgungsungleichheit und der langen Wartezeiten auf indizierte Richtlinienpsychotherapie ist dadurch aber nicht berührt. Dringende Aufgabe der Gesundheitspolitik und der Gremien der Selbstverwaltung bleibt daher eine angemessene Reform der Bedarfsplanung, um die notwendige zeitnahe Versorgung der Bevölkerung mit Psychotherapie gewährleisten zu können.

Die Ergebnisse der Online-Umfrage wurden in einem Artikel der Psychotherapie Aktuell 1/2019 veröffentlicht